Wie mutig sind die Kunden?
Wenn es um Farben geht, sind die meisten doch sehr zurückhaltend. Die wenigsten trauen sich. Da versuche ich sie immer zu mehr Farbe und vor allem Haptik und Strukturen zu öffnen. Zum Glück treffen meist die Frauen die Entscheidung und folgen meiner Empfehlung.
Wie läuft eine Zusammenarbeit mit Ihnen ab?
Im Erstgespräch höre ich den Kunden zu. Was sind deren Ideen und Vorstellungen? Hier entwickle ich ein Gefühl für den Kunden und das was er will und auch bereit ist zu investieren. Meist geht es ja um die Gestaltung seines privaten, sehr persönlichen, heiligen Bereichs. Im Zweitgespräch stelle ich dann die Ideen, das Konzept und die Planung vor.
Was ist Ihnen bei der Zusammenarbeit mit dem Kunden wichtig?
Dass man auf Augenhöhe kommuniziert. Dass man fair miteinander umgeht. Auch beim Preis. Ich mag es dann nicht, wenn Leute rumfeilschen und sagen „ich hab‘ da jemand anderes, der es billiger macht“. Ich kalkuliere richtig und fair für beide Seiten. Ich stehe auch für die Leistung ein, die ich abliefere. Denn was ich anbiete, biete ich an. Jemand anders bietet was anderes an. Das kann man dann auch nicht miteinander vergleichen. Das ist mir bei der Auswahl meiner Aufträge schon immer wichtig gewesen.
In welchem Gebiet übernehmen Sie Aufträge?
Das ist egal. Wir haben schon in St Leon-Rot bei Mannheim oder auch in einer Villa bei Aachen gearbeitet. Für eine tolle, reizvolle Aufgabe würde ich auch einen Auftrag auf Mallorca annehmen.
Haben Sie eine spezielle Kernkompetenz?
Im Herstellen und Verwenden mineralischer Untergründe bin ich im Rhein-Main-Gebiet führend. Das heißt, wir verwenden keinerlei Produkte, die chemische Zusatzstoffe, wie Lösungsmittel enthalten, wie zum Beispiel Dispersionsfarben. Stattdessen verwenden wir seit rund 20 Jahren ausschließlich Silikatprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen. Sowohl bei Farben, Lacken aber auch bei Lehm- und Kreideprodukten. Mir sind die Raumlufthygiene und das Wohlbefinden des Kunden im Innenraum sehr wichtig und daher bin ich weggegangen von den Kunststoffen. Ich versuche den Kunden immer davon zu überzeugen, dass er mit mineralischen, natürlichen Materialien eine herausragende Raumlufthygiene und ein besseres Klima schafft. Ganz einfach, indem er auf Inhaltsstoffe verzichtet, die Allergien auslösen oder Dinge enthalten, die man in der Raumluft besser nicht haben möchte.
Das klingt sehr interessant. Haben die mineralischen Untergründe auch Nachteile?
Im Gegenteil. Die natürlichen Untergründe haben in der Verarbeitung grundsätzlich die gleichen Eigenschaften, allerdings sind sie viel lichtbeständiger bei UV-Bestrahlung. Zudem sind sie nachhaltig, weil schon bei der Herstellung auf chemische Zusatzstoffe verzichtet wird, was auch bei der Entsorgung ein Vorteil ist, weil es normaler Bauschutt und kein Sondermüll ist. Genauso wichtig ist das besser Raumklima, weil natürliche Untergründe die Luftfeuchtigkeit in der Luft aufnehmen und verarbeiten können. Das können ph-Neutrale, mit chemischen Zusatzstoffen versehene Farben und Untergründe nicht. Das ist totes Material, das Feuchtigkeit nicht aufnehmen kann, sich durch die Feuchtigkeit aufweicht, mit der Zeit zersetzt und dann schädliche Moleküle in die Raumluft abgibt.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Ich beschäftige vier Gesellen und einen Auszubildenen; meinen Sohn der auch mal in meine Fußstapfen treten und meine Firma übernehmen will.
Wie ist Ihre Situation im Bereich der Fachkräfte und im Nachwuchs?
Problematisch. In der nächsten Zeit wird es gang und gäbe sein, dass sich Handwerksbetriebe gegenseitig abwerben. Eigentlich muss das Augenmerk darauf liegen, Nachwuchs im eigenen Stall, im eigenen Betrieb auszubilden. Mit der Perspektive im Handwerk Karriere machen zu können und die Auszubildenen dann zu übernehmen.
Ist das auch für Sie als Unternehmer derzeit die größte Herausforderung?
Ich sehe den Bereich der CO2-neutralen, energetischen Sanierung im Außenbereich als größte Möglichkeit für uns in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten. Gleichzeitig muss sich die Branche noch anderen Herausforderungen stellen. Sei es die Entwertung des Meistertitels, womit ein Qualitätsniveau und viel wichtiger noch viel Wissen nicht aufgebaut wird. Dadurch entsteht häufig der Eindruck vom „Pfusch am Bau“ und die Handwerksberufe gelten als verpönt. Außerdem wird viel Wissen verloren gehen, weil viele Handwerksbetriebe keine Nachfolgeregelung haben. Da bin ich froh, dass mein Sohn Interesse an dem Beruf gefunden hat, der jetzt seine Ausbildung und anschließend seinen Betriebswirt machen will. Aber in der Breite werden viele Betriebe mangels Nachfolger schließen und das Wissen geht dann einfach verloren. Selbst großen Betrieben mit großem Mitarbeiterstamm fehlt es an jungen Leuten, die den Betrieb weiterführen sollen. Was fehlt sind gute Ausbildung, eine hochwertige Meisterausbildung und Akademien für Talente, wie es sie in anderen Berufen gibt.
Welche Erwartung haben Sie an die Werkbank?
Ich habe die WERKBANK ja zusammen mit Stefan Ausserehl gegründet, weil wir uns nicht auf andere verlassen wollen. Uns geht es darum ein Netzwerk mit Gleichgesinnten zu bilden, um das Handwerk und die Ausbildung attraktiver und professioneller zu machen. Da suchen wir auch den Kontakt mit der Handwerkskammer. Aber wir wollen ja selbst Hand anlegen an unsere Zukunft. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe mir die Wahlprogramme aller Parteien angesehen. Das Handwerk kam, wenn, dann mit einem Zweizeiler vor. Aber da war keine Idee. Das ist bedenklich für eine der Säulen des Mittelstands. Und wir brauchen einfach neben den Gesellen im Handwerk auch Leute, die Betriebe erfolgreich führen und Karriere machen wollen. Und die das Handwerk in die Zukunft bringen und unser Wissen weitertragen.
Und was war Ihre Idee mit der WERKBANK?
Ich mag Gemeinschaft. Ich bin kein Einzelkämpfer. Ich glaube daran, dass wenn sich mehre Menschen mit den gleichen Herausforderungen zusammentun, findet man eine gemeinsame bessere Lösung und ist dem Ziel schneller näher. Und natürlich auch so einen Standort wie diesen mitten in Frankfurt gestalten zu dürfen, mit dieser Idee gemeinsam unsere Themen anzugehen – das ist sehr reizvoll.
Zehn kurze Fragen:
Comedy oder Drama? – Comedy
Fußball oder Formel 1 – Fußball natürlich
Bier oder Wein – Wein
Butter oder Margarine – Butter
Sommer oder Winter – Sommer; ich bin Spanier.
Berge oder Meer – Meer
Handkäs oder Kochkäs – Handkäs
Früher Vogel oder Nachteule – Früher Vogel
Brot oder Brötchen – Brötchen
Land oder Stadt – Das hat sich gewandelt. Vor Corona habe ich meiner Frau gesagt, dass ich in die Stadt ziehen möchte. Aber jetzt sage ich „Land“
Herr Sanchez de Pedro, vielen Dank für das Gespräch.
Ich danke auch.